Börse : Deutsche Börse und NYSE Euronext für Fusion

Börse : Deutsche Börse und NYSE Euronext für Fusion



Nun ist es amtlich: Die Wertpapierbörsen in Frankfurt am Main und New York wollen sich zusammenschließen. Es wäre nicht die erste gescheiterte Fusion in der Geschichte der Deutschen Börse.



Am Dienstag stimmten die Aufsichtsgremien der Fusion zu und besiegelten damit den Zusammenschluss zum weltweit größten Handelsplatz für Aktien und Derivate mit einem gemeinsamen Kapitalwert von fast 26 Milliarden Dollar. Die beiden Börsen verfügen haben Handelsplätze in Frankfurt, New York, Paris, Amsterdam und London. Die Deutsche Börse AG wird dabei die Rolle des Seniorpartners übernehmen. Der Juniorpartner NYSE Euronext gab die Entscheidung am Nachmittag in New York bekannt.



Die New York Stock Exchange (NYSE), wegen ihres Sitzes in selbiger Straße auch "Wall Street" genannt, ist noch die größte Börse der Welt. Der transatlantische Börsenkonzern NYSE Euronext wurde erst in den vergangenen Jahren geformt. 2007 gingen die New York Stock Exchange (NYSE) und die Euronext zusammen. 2008 verleibte sich die Gruppe zudem noch die American Stock Exchange ein.



Fusion unter Gleichen?



Die Aktionäre der nach Börsenwert gewichtigeren Frankfurter werden wie erwartet 60 Prozent am neuen gemeinsamen Unternehmen halten, das seinen juristischen Sitz in den Niederlanden haben soll. Die deutsche Seite bekommt auch 10 der 17 Posten im Verwaltungsrat. Dafür stellen die New Yorker mit Duncan Niederauer den ersten Konzernchef. Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni wird wie geplant Vorsitzender des Verwaltungsrats.



Die beiden Börsenbetreiber hatten in der vergangenen Woche ihre Fusionsgespräche öffentlich gemacht und dabei auch bereits Eckpfeiler des Zusammengehens festgelegt. Bis jetzt konnten sie sich allerdings auf keinen gemeinsamen Namen für die neue Megabörse einigen. Vor allem Politiker in den USA pochen auf eine Betonung von New York als Symbol des amerikanischen Kapitalismus.



Bis Ende diesen Jahres soll die Fusion abgeschlossen sein. Die Dominanz ausländischer Aktionäre bei dem DAX-Konzern, vor allem aus den USA und Großbritannien, spricht dafür, dass das Management sein Fusionsvorhaben bei den Aktionären durchbekommen wird.



Selbst Frankreich mischt mit



Allerdings müssen noch verschiedene Aufsichtsbehörden dem Vorhaben ihren Segen geben.



Erstens: die Europäische Kommission. Die EU-Kartellwächter werden einen kritischen Blick insbesondere auf den Derivatehandel werfen. Die Verschmelzung der Handelsplattformen Eurex der Deutschen Börse und Liffe von NYSE Euronext würde den europäischen Handel mit Zinsprodukten, festverzinslichen Wertpapieren sowie Aktien- und Indexderivaten dominieren.



Zweitens: das hessische Wirtschaftsministerium. Es könnte mit einem Veto die eingefädelte Fusion stoppen. Die Frankfurter Wertpapierbörse unterliegt der staatlichen Aufsicht in Wiesbaden, die auch die Lizenzen für den Börsenhandel vergibt. Sollte das Ministerium durch das Zusammengehen einen reibungslosen Betrieb des Finanzmarkts gefährdet sehen, könnte es eine Handelsgenehmigung verweigern.



Drittens: die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Sie muss jedes Übernahmeangebot für die Deutsche Börse bewilligen.



Viertens: die französische Finanzmarktaufsicht AMF. Sie hat bereits angekündigt, den reibungslosen Ablauf und die Entwicklung am Finanzplatz Paris sicherzustellen. Die Pariser Börse hatte schon durch die Fusion der örtlichen Euronext mit der NYSE im Jahr 2006 an Bedeutung verloren. In der französischen Hauptstadt geht daher die Angst um, der heimische Handelsplatz könnte künftig noch weiter ins Abseits gedrängt werden. Wirtschaftsministerin Christine Lagarde kündigte an, sie werde die Interessen Frankreichs verteidigen und den Zusammenschluss mit Argusaugen verfolgen.



Lange Liste gescheiterter Fusionen



Es ist nicht der erste Versuch von NYSE Euronext und Deutscher Börse zu fusionieren. Schon 2008 loteten die beiden einen Zusammenschluss aus. Doch die Pläne wurden vorzeitig bekannt und scheiterten. Zwei Jahre davor wollte die Deutsche Börse mit der damals noch existierenden Euronext zusammengehen, stattdessen schloss sich die Pariser Euronext mit der NYSE zusammen. Und die Chronik geht weiter: 2004 lehnte die Schweizer Börse SWX Pläne der Deutschen Börse für eine Fusion ab, die faktisch eine Übernahme war. Und schon im Jahr 2000 präsentierte die Deutsche Börse einen Plan für die Gründung der iX international exchange zusammen mit der Londoner LSE. Die beiden Partner hofften, mit der paneuropäischen Handelsplattform weitere Börsenbetreiber mit ins Boot holen zu können. Das Projekt scheiterte allerdings an mangelnder Unterstützung.



Traditionelle Börsenplätze unter Druck



Trotz dieser Erfahrung: Der zunehmende Wettbewerb - auch durch alternative Handelsplattformen - veranlasst die Konzerne zum Bündeln ihrer Kräfte. Nicht nur die Deutsche Börse und NYSE Euronext wollen fusionieren. Erst in der vergangenen Woche hatten die Börsen in London und Toronto ihren Zusammenschluss angekündigt und die Konkurrenz aus Singapur buhlt um die australische ASX.



Die Veränderungen im Handel haben den traditionellen Börsenplätzen in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht: Viele Geschäfte wanderten an flexible elektronische Plattformen ab, Umsatz und Gewinn der Veteranen sanken. Die Börsen mussten viel Geld in neue Technologien investieren, um ihre Stellung zu verteidigen. Zudem herrscht ein scharfer Wettbewerb unter den Handelsplätzen um die Börsennotierung neuer Unternehmen. Durch mehr Handelsvolumen und geteilte Investitionskosten wollen die neuen Börsengiganten dem Druck standhalten.





Autor: Jutta Wasserrab (dpa, ap, rtrd, afpd)

Redaktion: Klaus Ulrich







fuente: http://www.dw-world.de/ 

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