Energie : Wüstenstrom in turbulenten Zeiten

Energie

17.02.2011

Wüstenstrom in turbulenten Zeiten



Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Dersertec: Strom für Europa aus der nordafrikanischen Wüste. Ein erstes Projekt soll jetzt in Marokko realisiert werden. Doch die Staaten in der Region befinden sich im Aufruhr. Bedeutet das das Aus für den Wüstenstrom?



Rund 3000 Stunden pro Jahr scheint in Nordafrika und im Nahen Osten die Sonne, das ist dreimal so lang wie in Deutschland. Was liegt näher, als die Sonne in Energie umzuwandeln und den Strom auch nach Europa zu exportieren? Um das zu erreichen, wurde die "Industrieinitiative Desertec" gegründet. Ein ehrgeiziges Projekt, das gleichzeitig Entwicklungshilfe in den nordafrikanischen Staaten leisten und die Energieversorgung Europas sichern helfen soll. Doch wie sieht angesichts der politischen Umbrüche in Nordafrika seine Zukunft aus? Ist der Wüstenstrom schon Geschichte, noch bevor das erste Kraftwerk ans Netz gegangen ist?







Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: In der Zukunft soll unser Strom aus der Wüste kommenBis zu 400 Milliarden Euro werden in den nächsten vier Jahrzehnten nötig sein, um die Idee vom nachhaltigen Wüstenstrom für Europa, Nordafrika und den Nahen Osten Wirklichkeit werden zu lassen. Warum soll man solche Summen in einer politisch instabilen Region investieren? Paul van Son, der Vorstandsvorsitzende von Desertec, muss diese Frage zur Zeit beinah täglich beantworten. Für ihn sind die unsicher gewordenen politischen Rahmenbedingungen nicht nur eine Gefahr, sondern auch eine Chance. Gerade jetzt, sagt er, seien Investitionen wichtiger denn je: "Über eine starke Zusammenarbeit zwischen Europa und diesen Ländern kann man die Stabilität erhöhen. Auch für Unternehmen."







Jetzt erst recht







Das Ziel der Desertec-Initiative: In Nordafrika und dem Nahen Osten sollen große Solar-Kraftwerke und Windparks entstehen, um bis 2050 einen großen Teil des örtlichen und 15 Prozent des europäischen Stromverbrauchs zu decken. Politische Unterstützung erhofft sich Desertec vor allem aus Deutschland, das mit der Deutschen Bank, Siemens, der Münchener Rückversicherung, SCHOTT Solar und den Energieversorgern E.ON und RWE eine ganze Reihe großer Gesellschafter stellt. Die Bundesregierung hat Desertec schon aus diesem Grund von Anfang an mit Interesse begleitet.







Bildunterschrift: So wie hier in der kalifornischen Mojave-Wüste könnte es bald in Nordafrika aussehenMittlerweile steht fest, dass ein erstes Referenzprojekt für Desertec in Marokko entstehen soll. Das Königreich verfolgt bereits eigene Pläne für den Ausbau von Solarenergie und schreibt gerade ein Kraftwerk in Ouazazarde aus. Desertec plant eine Anlage für Solarthermie und Photovoltaik. In spätestens fünf Jahren soll mit der Produktion von 500 Megawatt begonnen werden, von denen ein Drittel in Marokko bleiben und zwei Drittel nach Europa exportiert werden sollen. Deutschland will das Projekt flankieren. Im Januar war die marokkanische Energieministerin in Berlin zu Gast. Dabei seien, sagt Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, bereits konkrete Vereinbarungen getroffen worden.







Afrika und Europa rücken näher







Der Minister betont, dass Deutschland an der Desertec-Idee festhalten werde und sich angesichts der politisch unsicher gewordenen Lage nicht zurückziehen will. "Die Bundesregierung will eine umfassende Energiepartnerschaft mit Marokko eingehen. Uns geht es um eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe.", sagte der Minister und verwies auf die Zukunft: "Die Energiepartnerschaft mit Marokko kann Vorbild für weitere Partnerschaften mit Tunesien, Ägypten oder Algerien sein."







Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Klaus Töpfer, der ehemalige Bundesumweltminister berät DesertecGerade jetzt seien die Europäer berufen, klare Signale zu setzen und auch Nachbarschaftshilfe zu leisten. Ein Projekt wie Desertec könnte mehrere Aufgaben auf einmal übernehmen: Die Energieversorgung des europäischen Marktes sichern, Entwicklungshilfe für die Länder Nordafrikas leisten und zur Stabilisierung der Region beitragen.







Eine große Herausforderung besteht darin, den Strom von Nordafrika nach Europa zu transportieren. Gegenwärtig gibt es gerade einmal eine Stromleitung zwischen Marokko und Spanien. Eine Verbindung zwischen Tunesien und Italien ist geplant, eine aus Algerien heraus wird diskutiert. Klaus Töpfer sieht darin kein unlösbares Problem. Töpfer, der frühere Bundesumweltminister und spätere Leiter des UN-Umweltprogramms, steht inzwischen dem Desertec-Konsortium als Berater zur Seite. Er verweist darauf, dass es in China bereits eine Hochspannungsgleichstromtechnik gibt, mit der es möglich sei, Strom über 5000 Kilometer zu transportieren.







Woher soll das bezahlen?







Das Desertec-Konsortium, an dem rund 50 Unternehmen aus Europa und Nordafrika beteiligt sind, möchte Fördergelder sowohl aus öffentlichen wie auch aus privaten Quellen erhalten. Einen konkreten Geschäftsplan gibt es noch nicht, und daher ist noch unklar, wie groß der Beitrag der privaten Investoren ausfallen wird und welche Forderungen beispielsweise auf die Weltbank oder die KfW zukommen werden.

Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Montage eines SonnenmodulsGanz sicher sei jedoch, so betont Klaus Töpfer, dass der Wüstenstrom nicht allein von den Verbrauchern in Europa bezahlt werden könne. Denn, so der ehemalige Bundesumweltminister, Desertec sei auch keine rein europäische Unternehmung: "Es ist ein Projekt in Afrika und vornehmlich für Afrika, das refinanziert wird durch den Export von Strom nach Europa. Das Projekt steht und fällt mit der Akzeptanz vor Ort und auch mit der Verfügbarkeit von bezahlbarem Strom dort. Das ist gar keine Frage."







Die Projektentwickler wollen für den Wüstenstrom auch die europäischen Fördertöpfe für Strom aus erneuerbaren Energien anzapfen. Doch da könnten sie sich verrechnet haben. Bundeswirtschaftsminister Brüderle lehnt es jedenfalls ab, eine Einspeisevergütung nach dem deutschen Gesetz für erneuerbare Energien zu zahlen. Das liegt wohl auch daran, dass die deutschen Stromkunden allein in diesem Jahr schon 13 Milliarden Euro für die Förderung der heimischen erneuerbaren Energien berappen müssen.







Autor: Sabine Kinkartz



Redaktion: Dirk Kaufmann



Energie : Wüstenstrom in turbulenten Zeiten



Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Dersertec: Strom für Europa aus der nordafrikanischen Wüste. Ein erstes Projekt soll jetzt in Marokko realisiert werden. Doch die Staaten in der Region befinden sich im Aufruhr. Bedeutet das das Aus für den Wüstenstrom?



Rund 3000 Stunden pro Jahr scheint in Nordafrika und im Nahen Osten die Sonne, das ist dreimal so lang wie in Deutschland. Was liegt näher, als die Sonne in Energie umzuwandeln und den Strom auch nach Europa zu exportieren? Um das zu erreichen, wurde die "Industrieinitiative Desertec" gegründet. Ein ehrgeiziges Projekt, das gleichzeitig Entwicklungshilfe in den nordafrikanischen Staaten leisten und die Energieversorgung Europas sichern helfen soll. Doch wie sieht angesichts der politischen Umbrüche in Nordafrika seine Zukunft aus? Ist der Wüstenstrom schon Geschichte, noch bevor das erste Kraftwerk ans Netz gegangen ist?







Bis zu 400 Milliarden Euro werden in den nächsten vier Jahrzehnten nötig sein, um die Idee vom nachhaltigen Wüstenstrom für Europa, Nordafrika und den Nahen Osten Wirklichkeit werden zu lassen. Warum soll man solche Summen in einer politisch instabilen Region investieren? Paul van Son, der Vorstandsvorsitzende von Desertec, muss diese Frage zur Zeit beinah täglich beantworten. Für ihn sind die unsicher gewordenen politischen Rahmenbedingungen nicht nur eine Gefahr, sondern auch eine Chance. Gerade jetzt, sagt er, seien Investitionen wichtiger denn je: "Über eine starke Zusammenarbeit zwischen Europa und diesen Ländern kann man die Stabilität erhöhen. Auch für Unternehmen."







Jetzt erst recht







Das Ziel der Desertec-Initiative: In Nordafrika und dem Nahen Osten sollen große Solar-Kraftwerke und Windparks entstehen, um bis 2050 einen großen Teil des örtlichen und 15 Prozent des europäischen Stromverbrauchs zu decken. Politische Unterstützung erhofft sich Desertec vor allem aus Deutschland, das mit der Deutschen Bank, Siemens, der Münchener Rückversicherung, SCHOTT Solar und den Energieversorgern E.ON und RWE eine ganze Reihe großer Gesellschafter stellt. Die Bundesregierung hat Desertec schon aus diesem Grund von Anfang an mit Interesse begleitet.







Mittlerweile steht fest, dass ein erstes Referenzprojekt für Desertec in Marokko entstehen soll. Das Königreich verfolgt bereits eigene Pläne für den Ausbau von Solarenergie und schreibt gerade ein Kraftwerk in Ouazazarde aus. Desertec plant eine Anlage für Solarthermie und Photovoltaik. In spätestens fünf Jahren soll mit der Produktion von 500 Megawatt begonnen werden, von denen ein Drittel in Marokko bleiben und zwei Drittel nach Europa exportiert werden sollen. Deutschland will das Projekt flankieren. Im Januar war die marokkanische Energieministerin in Berlin zu Gast. Dabei seien, sagt Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, bereits konkrete Vereinbarungen getroffen worden.







Afrika und Europa rücken näher







Der Minister betont, dass Deutschland an der Desertec-Idee festhalten werde und sich angesichts der politisch unsicher gewordenen Lage nicht zurückziehen will. "Die Bundesregierung will eine umfassende Energiepartnerschaft mit Marokko eingehen. Uns geht es um eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe.", sagte der Minister und verwies auf die Zukunft: "Die Energiepartnerschaft mit Marokko kann Vorbild für weitere Partnerschaften mit Tunesien, Ägypten oder Algerien sein."







Gerade jetzt seien die Europäer berufen, klare Signale zu setzen und auch Nachbarschaftshilfe zu leisten. Ein Projekt wie Desertec könnte mehrere Aufgaben auf einmal übernehmen: Die Energieversorgung des europäischen Marktes sichern, Entwicklungshilfe für die Länder Nordafrikas leisten und zur Stabilisierung der Region beitragen.







Eine große Herausforderung besteht darin, den Strom von Nordafrika nach Europa zu transportieren. Gegenwärtig gibt es gerade einmal eine Stromleitung zwischen Marokko und Spanien. Eine Verbindung zwischen Tunesien und Italien ist geplant, eine aus Algerien heraus wird diskutiert. Klaus Töpfer sieht darin kein unlösbares Problem. Töpfer, der frühere Bundesumweltminister und spätere Leiter des UN-Umweltprogramms, steht inzwischen dem Desertec-Konsortium als Berater zur Seite. Er verweist darauf, dass es in China bereits eine Hochspannungsgleichstromtechnik gibt, mit der es möglich sei, Strom über 5000 Kilometer zu transportieren.







Woher soll das bezahlen?







Das Desertec-Konsortium, an dem rund 50 Unternehmen aus Europa und Nordafrika beteiligt sind, möchte Fördergelder sowohl aus öffentlichen wie auch aus privaten Quellen erhalten. Einen konkreten Geschäftsplan gibt es noch nicht, und daher ist noch unklar, wie groß der Beitrag der privaten Investoren ausfallen wird und welche Forderungen beispielsweise auf die Weltbank oder die KfW zukommen werden.

Ganz sicher sei jedoch, so betont Klaus Töpfer, dass der Wüstenstrom nicht allein von den Verbrauchern in Europa bezahlt werden könne. Denn, so der ehemalige Bundesumweltminister, Desertec sei auch keine rein europäische Unternehmung: "Es ist ein Projekt in Afrika und vornehmlich für Afrika, das refinanziert wird durch den Export von Strom nach Europa. Das Projekt steht und fällt mit der Akzeptanz vor Ort und auch mit der Verfügbarkeit von bezahlbarem Strom dort. Das ist gar keine Frage."







Die Projektentwickler wollen für den Wüstenstrom auch die europäischen Fördertöpfe für Strom aus erneuerbaren Energien anzapfen. Doch da könnten sie sich verrechnet haben. Bundeswirtschaftsminister Brüderle lehnt es jedenfalls ab, eine Einspeisevergütung nach dem deutschen Gesetz für erneuerbare Energien zu zahlen. Das liegt wohl auch daran, dass die deutschen Stromkunden allein in diesem Jahr schon 13 Milliarden Euro für die Förderung der heimischen erneuerbaren Energien berappen müssen.







Autor: Sabine Kinkartz



Redaktion: Dirk Kaufmann


fuente: http://www.dw-world.de/

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