Fussball :"Ich zeig Dir jetzt, wer hier Herr im Hause ist!"

Fussball :"Ich zeig Dir jetzt, wer hier Herr im Hause ist!"



Schiedsrichter müssen Spiele leiten, dabei die Regeln beachten und umsetzen. Doch oft geraten sie selbst in den Mittelpunkt und in die Kritik. Im Amateurbereich kann die Situation dann leicht eskalieren – durch Gewalt.



Bernd Peters ist Schiedsrichter aus Leidenschaft. Seit elf Jahren pfeift er Fußballspiele. Zunächst in der Jugend, dann – seitdem er 17 ist – auch im Seniorenbereich. Beschimpft wird er regelmäßig, doch er hat Glück gehabt: Nur zwei größere Zwischenfälle hat es gegeben in seinem Schiri-Alltag, die aber hatten es in sich. Einmal musste er ein Spiel abbrechen, weil ein Zuschauer auf den Platz kam und, ihn wütend beschimpfend, am Kragen packte. "Man hat sonst keine Autorität mehr, wenn man vorher körperlich angegangen wurde", erklärt er.




Beim zweiten Vorfall war das Spiel bereits vorbei und Peters bereits in seiner Kabine. Doch der Trainer der Heimmannschaft folgte ihm und sagte dem Schiri mehr als deutlich die Meinung. "Er steigerte sich so rein, dass er die Tür zur Kabine demonstrativ schloss, auf mich zustürmte, ein paar Millimeter vor meinem Gesicht sich aufbaute und meinte: Ich zeig dir mal, wer hier Herr im Hause ist", erinnert sich Peters. Mit erhobener Faust habe der Trainer vor ihm gestanden. "In dem Moment war ich sehr sicher, dass ich gleich die Faust im Gesicht habe." Erst als der Schiedsrichter-Assistent und ein Betreuer der Heimmannschaft kamen, ließ der aufgebrachte Trainer von Bernd Peters ab.



Gewalt ist "Kündigungsgrund" Nummer eins



Ein Szenario, das theoretisch jeden Amateur-Schiedsrichter treffen kann, sagt Stephan Osnabrügge vom Fußballverband Mittelrhein. Der Vizepräsident war selbst lange Schiedsrichter und weiß, wie schwer solche Situationen zu ertragen sind, vor allem bei Jungschiedsrichtern. Aber auch erfahrene Unparteiische haben irgendwann genug. "Das ist einer der häufigsten Gründe, die Pfeife an den Haken zu hängen. Viele Kollegen sagen: Das muss ich mir einfach nicht mehr antun, ich höre auf."



78.000 Unparteiische pfeifen Woche für Woche auf den Fußballplätzen Deutschlands. Auch Frauen sind dabei. Sie werden weniger oft angegriffen. Insgesamt gesehen nimmt die Gewalt ab, je höher das Spielniveau ist. Das liege aber nicht nur an den höheren Sicherheitsauflagen, glaubt Peters. "In der Kreisliga wird alles viel persönlicher genommen. Je höher man in den Klassen kommt, desto professioneller und härter wollen Spieler auch angefasst werden." Da gibt Peters dem entrüsteten Trainer schon mal einen schlagfertigen Spruch zurück und schon ist die Situation wieder entspannt.



Harte Strafen für Gewalt an Schiedsrichtern




Der Spielberichtsbogen ist das wichtigste Instrument des Schiedsrichters, wenn es um Konsequenzen geht. Geschieht irgendetwas Außergewöhnliches, vermerkt es der Schiedsrichter dort. Dann gibt es einen Sonderbericht und ein Sportgerichtsverfahren im Anschluss.



Gewalt und Bedrohungen von Schiedsrichtern werden in der Regel mit Mindeststrafen von drei Monaten belegt, erklärt Osnabrügge. Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter können mit Sperrstrafen bis zu einem Jahr belangt werden, auch eine lebenslange Strafe ist möglich, also das generelle Verbot, am Spielbetrieb im organisierten Fußball teilzunehmen. "Gewalt findet durchaus wöchentlich auf unseren Plätzen statt", räumt Osnabrügge ein. "Dazu muss man wissen, dass im Fußballverband Mittelrhein Woche für Woche 360.000 Fußballer spielen. Damit ist das statistisch nichts, was man als häufig oder sehr häufig einordnen kann."



Persönlichkeitsentwicklung durch Konfliktbewältigung




Der Fußballverband Mittelrhein engagiert sich im Kampf gegen die Gewalt, bildet seine Schiedsrichter gut aus und bereitet sie auf Situationen wie diese, so gut es eben geht, vor. Bernd Peters war schon ein erfahrener Schiedsrichter, als ihn der Trainer in der Kabine bedrohte. Er kennt ähnliche Geschichten von Kollegen. "Ich kann jungen Schiedsrichtern, die auch gerade Negativ-Erfahrung machen, nur raten: Weitermachen, durchhalten, mit anderen Schiedsrichterkollegen darüber sprechen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, weil es sich lohnt!"



Denn ein Schiedsrichter lerne nicht nur mit brenzligen Situationen umzugehen, die Ruhe zu bewahren und zu deeskalieren – er lerne auch für sich, sagt Peters: "Man lernt, mit Kritik umzugehen. Man lernt, dass man oft nicht persönlich, sondern für Rollen angegangen wird." Das könne hilfreich sein für den Berufsalltag oder für die Schule. "Man muss lernen, Stärke zu beweisen und seinen eigenen Weg finden, sich in solchen Situationen zu behaupten."



Autorin: Olivia Fritz

Redaktion: Wolfgang van Kann





fuente: http://www.dw-world.de/ 

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