Atomkraft | 18.03.2011 Kampf an zwei Fronten gegen den Super-GAU

Atomkraft | 18.03.2011 Kampf an zwei Fronten gegen den Super-GAU

 140 Feuerwehrleute unterstützen die Armee bei der Kühlung des Atomkraftwerkes FukushimaFreiwillige Feuerwehrleute sollen mit noch mehr Wasserwerfern die Reaktoren von Fukushima I kühlen. Priorität hat Reaktor 3 mit dem hochgefährlichen Plutonium. Ingenieure arbeiten an der Stromversorgung des Kraftwerkes.

Auf zwei Wegen wollen die Techniker im Atomkraftwerk Fukushima I die Kontrolle über die beschädigten Reaktoren zurückgewinnen. Am Freitagmittag (18.03.2011, Ortszeit) begannen die Armee und Feuerwehrmänner erneut, Reaktor 3 mit Wasserwerfern zu kühlen. Diese Methode soll auch bei Block 4 und womöglich auch bei Block 1 helfen.



Bei den Reaktoren 1 und 2 soll zudem eine neu verlegte Stromleitung das Kühlsystem wieder zum Laufen bringen. Eine Stromleitung zum Atomkraftwerk Fukushima I ist nach Angaben der Betreiberfirma Tepco am Freitag fast fertig gestellt. Wenn das AKW wieder mit Strom versorgt werden kann, sollen elektrische Pumpen in Gang gesetzt werden, mit denen Wasser in die Kühlbecken gepumpt werden soll. Für Sonntag sei auch ein Anschluss der Reaktoren 3 und 4 geplant, berichtete ein Sprecher der japanischen Atomsicherheitsbehörde NISA. Zunächst soll dort weiter mit Wasserwerfern von außen gekühlt werden.



 Rund 140 Feuerwehrmänner aus Tokio waren in der Stadt Iwaki südlich der Anlage in Fukushima in Stellung gegangen, berichtete der japanische Fernsehsender NHK am Morgen. Der Sender zeigte Aufnahmen von nebeneinander aufgereihten roten Einsatzwagen. Am Nachmittag sollte die Feuerwehr beginnen, die Brennstäbe von außen zu kühlen. Die Feuerwehr habe zusätzliche Ausrüstung dabei, um Tonnen von Wasser über große Entfernungen und in großer Höhe zu versprühen, berichtete NHK. Helikopter der Armee sollten am Freitag zunächst nicht wieder zum Einsatz kommen, hieß es aus dem Verteidigungsministerium.



Tepco: Gefährlichkeitsstufe 5 ausgerufen



Block 3 funktioniert mit hochgiftigen Plutonium, dass bei einer Kernschmelze und einem Leck im Reaktor freigesetzt werden könnte. In Block 4 droht das Abklingbecken mit abgebrannten Brennstäben zu überhitzen und lebensgefährliche Strahlung freizusetzen. Nach dem Kühl-Manöver am Vortag sei die Intensität der radioaktiven Strahlung leicht zurückgegangen, berichteten NHK und die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf den AKW-Betreiber Tepco. Am Donnerstag hatten Hubschrauber tonnenweise Wasser auf Reaktor 3 geschüttet. Laut Regierungssprecher Edano bestand kein Zweifel daran, dass bei dem Einsatz Wasser ins Kühlbecken gelangt ist. Ob die Menge zur Kühlung des Reaktorkerns ausreicht blieb aber bislang unklar.



Ein Tepco-Sprecher äußerte sich dennoch optimistisch über die bisherigen Versuche, die Reaktoren zu kühlen: "Als wir Wasser ausgeschüttet haben, haben wir Dampf aus der Anlage entweichen sehen. Wir denken, das Wasser hat die Hitze verringert. Wir denken, es gab eine gewisse Wirkung." Ein Vertreter der japanischen Behörde für Atomsicherheit sagte, weißer Rauch, "möglicherweise (Wasser)Dampf", sei seit Donnerstag von Reaktor 2 aufgestiegen. Es gebe keine Anzeichen, dass dies nachlasse. Fernsehbilder zeigten ähnlichen Rauch über den Reaktoren 3 und 4. Positive Nachrichten für die Menschen in Tokio gab es zudem am Freitag Mittag: Die Strahlenbelastung in der Hauptstadt seien nach Angaben von Yukiya Amano, Chef der Internationalen Energiebehörde, nicht schädlich. Die Evakuierung müsse nicht ausgeweitet werden.





Reaktor 3 hat Priorität



 Regierungssprecher Yukio Edano erklärte am Freitag, auch für Reaktor 1 wird eine Kühlung mit Wasser von außen geprüft. Aber der Schwerpunkt der Kühlungsmaßnahmen liege aktuell bei Reaktor 3: "Reaktor 3 ist unsere oberste Priorität." Die übrigen zwei Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima I, die Blöcke 5 und 6, seien noch weitgehend stabil. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA gebe es dort "keine unmittelbaren Bedenken". Die Kerne und Brennstäbe seien nicht beschädigt und die Temperatur in den Abklingbecken steige nur leicht.



Trotzdem hat Japan inzwischen die Gefährlichkeit des Störfalls im Atomkraftwerk Fukushima hochgestuft. Der Störfall wurde von der Stufe 4 auf die Stufe 5 der internationalen Bewertungsskala INES (International Nuclear Event Scale) eingeordnet, berichtete Kyodo. Die Bewertungsskala ist in 7 Stufen unterteilt. Danach beschreibt Stufe 4 einen "Unfall mit lokalen Konsequenzen", Stufe 5 einen "Unfall mit weitreichenden Konsequenzen". Die Skala für nukleare Ereignisse reicht von Stufe 0 (keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung) bis 7 (schwerste Freisetzung mit Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten Umfeld). Schon vor Tagen hatten die französische Atomsicherheitsbehörde (ASN) und das unabhängige US-Institut für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) den Unfall auf der zweithöchsten Stufe 6 – "ernster Unfall" – eingeordnet.



Kälte verschlimmert die Lage der Überlebenden



Die eingebrochenen Kälte setzt den obdachlosen Japanern immer heftiger zu. In Notunterkünften wie Turnhallen kauern Menschen ohne Heizung aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen, berichtete der TV-Sender NHK. TV-Bilder aus dem stark zerstörten Nordosten zeigten ebenfalls frierende Menschen. "Wir sehen Familien, die sich an Gasflammen wärmen", sagte Steve McDonald von der Hilfsorganisation Save the Children. Bei derartigen Temperaturen seien besonders Kinder anfällig für Infektionen.






Laut NHK seien mindestens 25 Flüchtlinge schon gestorben. Neben dem Problem mit der Kälte fehle es weiterhin an Trinkwasser und Essen. Etwa eine halbe Million Menschen sollen derzeit obdachlos sein.



Mangelnde Hygiene belastet zusätzlich



Ein weiteres Problem ist die hygienische Situation: Die Wasserleitungen in den Notunterkünften sind kaputt und somit auch die Toiletten verstopft. Besonders Kinder leiden anhand der mangelnden Hygiene an Durchfallerkrankungen. Hilfsorganisationen setzen beim Einsatz in Japan auf das Helfen von Freiwilligen. Laut Philippe Stoll, Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, haben sich innerhalb weniger Tage zwei Millionen Freiwillige registriert.



Wann die Menschen in den Lagern auf neue Lebensmittel hoffen können, ist vielerorts noch unklar: Medien berichten zwar die Hilfsgüter seien auf dem Weg, viele Zufahrtstraßen aus dem Großraum Tokio in die Provinz Miyagi sind jedoch beschädigt. Andere Gebiete sind überschwemmt. Die Regierung hat nun Ölunternehmen im Westen des Landes aufgefordert, die Produktion zu steigern und mehr Benzin und Öl in die Region zu schicken. Zudem wurden die Menschen gebeten auf Panikkäufe zu verzichten.




Schweigeminute für die Opfer



Genau eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami gedachte Japan am Freitag der Opfer der Naturkatastrophe. Im am schwersten betroffenen Nordosten des Landes wurde am Freitag um 14.46 Uhr (6.46 Uhr MEZ) eine Schweigeminute abgehalten. Der Fernsehsender NHK zeigte Bilder aus einer Notunterkunft in Yamada in der verwüsteten Provinz Iwate, wo sich ältere Überlebende Hand in Hand symbolisch vor den Opfern verbeugten.



Bei dem verheerenden Erdbeben und dem anschließenden Tsunami kamen nach neusten Angaben bislang mehr als 6400 Menschen ums Leben. Die Zahl der Toten und Vermissten stieg auf mehr als 16.600 an.



Autorin: Naima El Moussaoui, Jill Wagner (dpa, dapd, afp, rtrd)
Redaktion: Marion Linnenbrink



fuente: http://www.dw-world.de/ 

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