Japan | 22.03.2011 Strahlenbelastung in Japan steigt

Japan | 22.03.2011 Strahlenbelastung in Japan steigt

Mittlerweile alltägliche Routine: Menschen werden auf mögliche Verstrahlung geprüftDie Unsicherheit am defekten AKW in Japan dauert an. Erneut stiegen Rauch und Dampf auf. Japans Minister für Atomaufsicht äußerte sich besorgt über die Situation. Auch die Strahlenbelastung des Meerwassers nimmt zu.

Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima bleibe "äußerst angespannt", erklärte der japanische Industrieminister Banri Kaieda am Dienstag (22.03.2011) in Tokio. "Es ist nach meinem Gefühl schwierig, von Fortschritten zu sprechen", fügte der auch für die Atomaufsicht zuständige Minister hinzu. Es sei schwer zu sagen, ob sich das Ganze in eine sichere Richtung entwickle. Eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um die Unglücksreaktoren lehnt die Regierung jedoch ab. Sie beträgt derzeit 20 Kilometer.


Fortgesetzte Hitzeentwicklung erschwerte auch am Dienstag die Bemühungen, das teilweise zerstörte Atomkraftwerk Fukushima I (Daiichi) unter Kontrolle zu bringen. Über Reaktorblock 3 stieg am Montag und auch am Dienstag Rauch auf. Die Ursache dafür ist unklar. Nach Angaben des japanischen Verteidigungsministers Toshimi Kitazawa könnte es ein Hinweis sein auf verkohlte Trümmerteile oder auf brennendes Öl. Bei dem weißen Dampf über Block 2 handle es sich hingegen um erhitztes Wasser.

Gefahr der Kernschmelze

Um sie nicht noch stärker zu gefährden, waren die Einsatzkräfte und Arbeiter wegen der Rauchentwicklung am Montagabend in Sicherheit gebracht worden. Am Dienstag wurden die Arbeiten zur Wiederherstellung der Stromversorgung für die Reaktortechnik dann wieder aufgenommen, wie der Sprecher der Atomsicherheitsbehörde (NISA), Hidehiko Nishiyama, auf einer Pressekonferenz in Tokio erläuterte.

Die Reaktorblöcke sollen in den nächsten Tagen erneut mit Wasser besprüht werden, um eine Überhitzung und eine weiterhin drohende Kernschmelze zu verhindern. Aufgrund der Hitze in den Reaktoren verdampfe das bisher zugeführte Wasser, so dass eine Fortsetzung des Einsatzes von Pumpen und Wasserwerfern erforderlich sei, sagte NISA-Sprecher Nishiyama. Vor allem die Reaktorblöcke 3 und 4 sollen wieder mit Wasser besprüht werden.


Nach Medienberichten soll Industrieminister Kaieda in den vergangenen Tagen Feuerwehrmänner aus Tokio gezwungen haben, stundenlang Wasser auf die radioaktiv strahlenden Reaktoren zu sprühen. Kaieda soll den Männern eine Strafe angedroht haben, falls sie die Aufgabe nicht ausführten, berichtete die Agentur Kyodo. Der Gouverneur von Tokio, Shintaro Ishihara, habe sich bei Regierungschef Naoto Kan darüber beschwert. Der Industrieminister sagte daraufhin auf einer Pressekonferenz am Dienstag: "Wenn meine Bemerkungen Feuerwehrmänner verletzt haben, (...) möchte ich mich in diesem Punkt entschuldigen." Er ging allerdings nicht näher darauf ein, ob die Vorwürfe gerechtfertigt sind.

Wasser und Nahrungsmittel verstrahlt

Vor der Küste Japans wurde infolge der atomaren Strahlung aus dem AKW eine starke radioaktive Belastung des Meerwassers festgestellt. Bei Jod-131 sei ein Wert gemessen worden, der das gesetzliche Maximum um mehr als das hundertfache übersteige, berichtete der Fernsehsender NHK am Dienstag. Bei Cäsium-134 sei die Verstrahlung mehr als zwanzig Mal und bei Cäsium-137 fast zwanzig Mal so hoch wie zulässig. Nach Auswertung der Probe von einem Standort hundert Meter südlich des havarierten Kraftwerks kündigte die Betreibergesellschaft Tokyo Electric Power (Tepco) weitere Tests vor der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu an.

Auch in Nahrungsmitteln aus der Region rund um das AKW wurde eine gefährliche Strahlenbelastung festgestellt. Für die vier Präfekturen Fukushima, Ibaraki, Tochigi und Gunma verhängte die Regierung daher ein Lieferverbot für Milch und mehrere Gemüsesorten. Spuren von radioaktivem Jod und Cäsium wurden nach Berichten von Kyodo insgesamt in neun Präfekturen gemessen, unter anderem in Tokio. Der Norden der Präfektur Fukushima ist eine der wichtigsten japanischen Anbauregionen für Reis, Obst und Gemüse und wird auch für Milchwirtschaft genutzt.


Messergebnisse von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind noch nicht veröffentlicht worden. Der Chef der in Wien ansässigen Organisation, der Japaner Yukiya Amano, war am 18. März zu einem Treffen mit Japans Regierungschef Kan nach Tokio gereist. Amano kritisierte dort die Informationspolitik der japanischen Regierung und erklärte, er habe eigene Experten mitgebracht, um Messungen durchzuführen. Was dabei herauskam, war bis Dienstagmorgen unbekannt.

Zahl der Opfer steigt

Bei dem verheerenden Erdbeben und Tsunami vom 11. März wurden nach jüngsten offiziellen Angaben mindestens 9079 Menschen in den Tod gerissen. Die Zahl der Vermissten wurde zuletzt mit 12.645 in sechs Präfekturen angegeben. Fast 320.000 Menschen seien in Notunterkünften untergebracht, berichtete die Agentur Jiji Press.

Die zwei Atomkraftwerke in Fukushima wurden nach dem Beben von einer 14 Meter hohen Tsunami-Flutwelle getroffen. Das sei mehr als doppelt so hoch, wie Experten bei der Planung der Anlagen erwartet hatten, berichtete der Fernsehsender NHK unter Berufung auf Tepco. Das Unternehmen hatte demnach die Wände der beschädigten Kraftwerke Fukushima I und II am Montag untersucht.

Autor: Martin Schrader (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Christian Walz

fuente: http://www.dw-world.de/ 

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