Energie | 10.05.2011 Kohle statt Kernkraft

Energie | 10.05.2011 Kohle statt Kernkraft

 Die Debatte um den Ausstieg aus der Kernenergie eröffnet der Steinkohle neue Perspektiven. Auch wenn das Aus für den subventionierten Bergbau ab 2018 feststeht, könnten private Investoren Zechen betreiben.

In der Debatte um einen beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland rückt auch die heimische Steinkohle wieder ins Blickfeld. Denn erneuerbare Energien werden den Anteil der Kernenergie von über 23 Prozent an der Stromerzeugung so schnell nicht ersetzen können. Für den Hauptgeschäftführer des Gesamtverbandes des deutschen Steinkohlenbergbaus, Franz-Josef Wodopia, ist dabei die Kohle unverzichtbar, da nur sie die Brückenfunktion übernehmen kann, die eigentlich der Kernenergie zugedacht war: "Man kann auf kurze Sicht nicht auf die konventionelle Energieerzeugung verzichten. Sowohl was die Stromversorgung selber angeht als auch was ihre Rolle angeht, das Stromnetz zu stabilisieren."

Auch wenn der Bundestag unlängst mit der Streichung der sogenannten Revisionsklausel das Ende für den subventionierten Steinkohlenbergbau im Jahr 2018 endgültig besiegelt hat, muss das nicht das Aus für alle Zeiten bedeuten. So lässt die SPD-Bundestagsfraktion gerade prüfen, ob Steinkohlenbergbau in Deutschland auch nach 2018 möglich ist. Und zwar ohne staatliche Subventionen.

Rentable Kohlevorkommen in Deutschland

Dabei geht es darum, die Option offen zu halten, ob zumindest eine Zeche weiter betrieben werden kann. Auch die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) hält angesichts steigender Weltmarktpreise einen privatwirtschaftlich betriebenen Abbau nicht für ausgeschlossen. Denn gegenüber der Importkohle hat die deutsche Steinkohle, so Franz-Josef Wodopia, inzwischen einigen Boden gut gemacht. "Wir haben schon Anschluss finden können, weil die Preise doch deutlich gestiegen sind." Vor einigen Jahren habe Importkohle in den Häfen von Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen 40 Euro pro Tonne gekostet. "Mittlerweile ist es so, dass wir über 100 Euro pro Tonne hier in Deutschland liegen. Da hat sich viel getan."

Und es gibt in Deutschland ergiebige Lagerstätten von auf dem Weltmarkt viel gefragten Kohlesorten, die sich nach Einschätzung von Franz-Josef Wodopia schon heute wettbewerbsfähig abbauen ließen. In der Nähe der westfälischen Stadt Hamm etwa befindet sich ein riesiges Kokskohlevorkommen von 100 Millionen Tonnen, an dem private Investoren bereits Interesse signalisiert haben. Schließlich, so der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes deutscher Steinkohle, finde man Kokskohle nicht überall in der gewünschten Qualität und schon gar nicht in großen Mengen. Die Initiative liegt allerdings nicht beim Gesamtverband, sondern bei den privaten Investoren. Nach Einschätzung von Franz-Josef Wodopia kommen dabei vor allem Unternehmen aus der Stahlindustrie in Frage.



Gefragt sind effiziente Kraftwerke

Für den deutschen Steinkohlenbergbau gibt es durchaus noch ein Licht am Ende des Tunnels. Auch mit Blick auf die Rolle als Brückentechnologie bei der Stromerzeugung. Um diese Funktion erfüllen zu können, braucht es aber auch moderne Kraftwerke, da ab 2013 der Emissionshandel deutlich verschärft wird. Ein Umschwenken zur Kohle muss auch den Klimaschutz berücksichtigen.

Neue Verstromungstechniken in Kohlekraftwerken erzielen einen Wirkungsgrad von 46 Prozent. Pläne für die nächste Generation mit über 50 Prozent liegen außerdem bereits in den Schubladen. Was noch fehlt, merkt Franz-Josef Wodopia an, das sei politische Unterstützung. Sprich: Auflagen der Europäischen Union zu lockern.

Preisanstieg bei Importkohle ist programmiert

Denn Importkohle, da ist Franz-Josef Wodopia sicher, wird nicht immer ausreichend zu günstigen Preisen zu haben sein. "Wir sind sicherlich an der Grenze angekommen. Sie werden in Australien kaum noch Möglichkeiten finden, eine derart gigantische Erhöhung der Fördermenge hinzubekommen, wie man das bislang geschafft hat. Und es gibt auch kein Land mehr wie Indonesien, das bis vor kurzem noch ein Geheimtipp war und das jetzt in erheblichem Maße zum Weltkohlemarkt beiträgt. Es gibt noch einige Lagerstätten in Afrika, aber da ist man bislang aus politischen Gründen nicht herangegangen.“

Schon in den nächsten zehn Jahren rechnet Wodopia mit einem deutlichen Preisanstieg für Importkohle. Vom Tisch sind außerdem auch noch nicht die Pläne für ein Referenzbergwerk, auf das vor allem die Bergbaumaschinen-Industrie drängt. 90 Prozent des Jahres-Umsatzes von vier Milliarden Euro erzielen die Hersteller zwar im Ausland, doch um konkurrenzfähig zu bleiben, benötigen sie ein Testfeld vor der Haustür. Also eine Steinkohlenzeche, um Maschinen und Techniken erproben zu können. Ein solches Erprobungsbergwerk, in dem keine kommerzielle Produktion betrieben wird, könnte sogar Gelder aus der Forschungsförderung erhalten. Die Debatte um den beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie zeigt, dass die Steinkohle keineswegs auf verlorenem Posten steht.

Autor: Klaus Deuse
Redaktion: Henrik Böhme

fuente: http://www.dw-world.de/ 

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