Frauenfußball in den Medien . Medien, Werbung und allen voran der DFB geben sich die größte Mühe, die bevorstehende Frauen-WM attraktiv zu machen. Währenddessen müssen die kickenden Damen immer noch mit Vorurteilen kämpfen.

Frauenfußball in den Medien . Medien, Werbung und allen voran der DFB geben sich die größte Mühe, die bevorstehende Frauen-WM attraktiv zu machen. Währenddessen müssen die kickenden Damen immer noch mit Vorurteilen kämpfen.

Bei den deutschen Fußballfrauen reiht sich ein großer Titel an den anderen, mehrfache Europameisterinnen sind sie und zweifache Weltmeisterinnen. Dieses Jahr soll der Hattrick gelingen, die WM im eigenen Land soll dem Frauenfußball Auftrieb geben. Der Deutsche Fußballbund DFB und die Medien versuchen seit Monaten das Sommermärchen 2011 heraufzubeschwören, doch so ganz klappt das noch nicht. Daniela Schaaf ist Kommunikationswissenschaftlerin an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Ihr Team untersucht seit Jahren den Stellenwert des Frauenfußballs in Deutschland und hat ernüchternde Zahlen. Da sind die geringen Quoten im Fernsehen: nur Großereignisse wie Europa- oder Weltmeisterschaft bringen gute Einschaltquoten. Frauenbundesligaspiele finden oft vor weniger als 250 Zuschauern statt.




Zum Vergleich: Die Spiele der Männerbundesliga besuchten in den vergangenen Saisons durchschnittlich 42.000 Zuschauer. Warum nur stößt der Frauenfußball auf so wenig Interesse? Da gibt es das allseits beliebte Killerargument gegen den Frauenfußball: Er mag ja hübsch sein, ist aber zu langsam und damit langweilig.



Hier kann der Mann noch Mann sein



Ein weiterer Grund, der viel plausibler erscheint, der wird nicht so gerne offen ausgesprochen. Für Daniela Schaaf von der Sporthochschule Köln liegt es daran, dass Fußball eine Sportart ist, die von Männern für Männer erfunden wurde. Er konzentriere sich komplett nur auf männliche Attribute, auf den männlichen Körper und auf die vielen Männlichkeitsrituale, die im Fußball gepflegt werden können.



So wird der Frauenfußball also als ein Angriff auf die letzte Männerbastion betrachtet. Tatsächlich hat der Fußball lange versucht, sich gegen alles Weibliche abzugrenzen, was schließlich auch zum Verbot des Frauenfußballs durch den DFB zwischen 1955 und 1970 führte. Als die Frauen wieder spielen durften, schenkte ihnen kaum jemand Beachtung (wohl aber hin und wieder ein Kaffeservice, die der DFB als Meisterschaftstrophäe verteilte). Und noch eins haben die Wissenschaftler der Kölner Sporthochschule herausgefunden: "Frauen sind nach wie vor auch bei Männerspielen nicht so gerne gesehen", sagt Daniela Schaaf. Man habe beobachtet, dass dort Beleidigungen, Beschimpfungen, und sexuelle Diskriminierungen stattfinden.



 Das bezieht sich allerdings nur auf bestimmte Bereiche im Stadion – dort, wo die Hardcore-Fans stehen, Lieder grölen und große, teils martialische Fahnen schwenken.



Auch Frauen kennen die Abseitsregel



Ansonsten haben Frauen durchaus was im Fußballstadion zu suchen, und viele verstehen vom Fußball mehr als so mancher Mann. Zwei dieser Fußballexpertinnen sind die beiden Reporterinnen Sabine Töpperwien und Martina Knief. Sie sind die einzigen Frauen in Deutschland, die die Spiele der Männer-Fußballbundesliga im Radio kommentieren. Ob es denn ein langer Kampf im männerdominierten Kollegenkreis war, bis auch sie ans Mikrofon durften, solche Fragen ermüden sie. Martina Knief sagt von sich, sie übertrage ein Fußballspiel "wie Martina Knief" und mache keine männlichen Kollegen und keine weibliche Kollegin nach. "Und so übertrage ich Eintracht Frankfurt und so übertrage ich auch den 1. Frauen-Fußball-Club Frankfurt."




Männerschwemme in den Sportredaktionen



92 Prozent der Belegschaft in deutschen Sportredaktionen sind männlich, sagt Daniela Schaaf von der Sporthochschule Köln. Und so werde auch eher nach männlichen Maßstäben entschieden, wie man über welche Sportereignisse berichtet. Daher sei es für den Frauenfußball besonders wichtig, dass mehr Frauen in den Sportredaktionen vertreten sind: "Weil die einfach eine ganz andere Perspektive zum Spiel einnehmen. Die Männer versuchen immer einen Vergleich zum Männerfußball zu ziehen, auch in den Kommentaren. Wobei die Frauen, die kommentieren, sich wirklich auf das Spiel konzentrieren."



Beim Frauenfußball muss man innerhalb von kurzer Zeit viel mehr Information mitgeben, vor allem bei einer Radioreportage, in der die Reporter die Fernsehkameras ersetzen müssen. Martina Knief erklärt das so: "Wenn ich beim Männerfußball sage: Podolski hat den Ball, dann weiß ich, dass der Ball in der Regel auf der linken Seite ist. Wenn ich aber sage: Kerstin Garefrekes hat den Ball, dann weiß nicht jeder zwingend, dass der auf der rechten Seite ist. Also, ich muss viel mehr beschreiben, wo sich der Ball befindet und dann, wer am Ball ist."




Die Spielerin - das unbekannte Wesen?



Tatsächlich sind einige der Nationalspielerinnen schon gut bekannt in Deutschland. Die Generation der als "lesbische Kampfmaschinen" beschimpften Fußballfrauen wird nach und nach von hübschen selbstbewussten Spielerinnen abgelöst, die mit frisierten Haaren und lackierten Nägeln auf dem Platz erscheinen. Sie positionieren sich immer öfter auch außerhalb des Sports in den Unterhaltungsmedien, machen auch schonmal Modestrecken für Frauenzeitschriften und treten in Werbespots auf. Bundesligaspielerinnen haben sich in nassen Shirts für die Juni-Ausgabe des "Playboy" ablichten lassen. Unter dem Titel "Sommermärchen 2011" räkeln sich die fünf Ladies im durchsichtigen Top. Mit der Aktion soll endlich mit dem Mannweib-Klischee aufgeräumt werden. Die Nationalspielerinnen zieren sich da noch ein wenig; Anfragen für Nacktfotos hat es allerdings schon mehrfach gegeben. Aber soll Frauenfußball wirklich nur "sexy" sein, oder besser: Wieviel Sex braucht Frauenfußball?




Nationalspielerin Lira Bajramaj sagt in ihrem Werbespot für den Sportartikelhersteller "Nike": "Wenn du scharf aussiehst, schießt du auch schärfer". Sie zeigt sich im schnellen Wechsel zwischen Highheels und Fußballschuhen ("Meine Lieblingsschuhe, die passen zu meinem Nagellack"), zwischen Lippenstift und Hackentrick. Auch andere Nationalspielerinnen betonen ihre weibliche Seite, darunter Kim Kulig und Celia Okoyino da Mbabi. Damit werden die Fußballerinnen immer interessanter für Sponsoren.




Und vielleicht, ganz vielleicht, weckt diese reizvolle Mischung aus Weiblichkeit und rauem Fußballsport doch noch das Interesse der männlichen Fußballpuristen. Auch wenn das diesjährige Sommermärchen nicht vor einer so prachtvollen Kulisse stattfinden wird wie die Männer WM von 2006: Mit größerem Interesse als bei den vergangenen Frauen-Weltmeisterschaften rechnet man schon jetzt. Immerhin haben gut 5,7 Millionen Zuschauer am 16. Juni das WM-Testpiel der deutschen Frauen gegen Norwegen gesehen. Wenn das Wetter mitspielt, so wird vielerorts prognostiziert, kann die diesjährige Frauen-WM doch zu einem großen Fußballfest in Deutschland werden.



Autorin: Silke Wünsch
Redaktion: Jochen Kürten



fuente: http://www.dw-world.de/

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