Der frühere tschechische Staatspräsident Václav Havel ist tot. Der einstige Dramatiker und Held der antikommunistischen Bewegung starb am Sonntag mit 75 Jahren in seinem Wochenendhaus im Norden Tschechiens. Ein Nachruf.

Tschechien

18.12.2011

Václav Havel ist tot



Der frühere tschechische Staatspräsident Václav Havel ist tot. Der einstige Dramatiker und Held der antikommunistischen Bewegung starb am Sonntag mit 75 Jahren in seinem Wochenendhaus im Norden Tschechiens. Ein Nachruf.



Was das Absurdeste in seiner Amtszeit gewesen sei, wurde Václav Havel einmal gefragt. Die Antwort: Dass er so lange Staatspräsident war, und dann noch einer von zwei Staaten: Erst der Tschechoslowakei und dann, ab 1993, der von Tschechien.



"Havel na Hrad!" - "Havel auf die Burg!", riefen sie im November 1989 auf dem Prager Wenzelsplatz. Der kleine Schriftsteller mit dem Schnurrbart, zu Beginn des Jahres 1989 noch in kommunistischer Haft, er solle nun Präsident werden. "Die Wahrheit und die Liebe müssen über Lügen und Hass siegen", rief Havel den jubelnden Demonstranten zu. Nur wenige Woche später war Havel Präsident. Ein ruhiger, bescheidener Mann, der plötzlich weltweit zur Symbolfigur für den demokratischen Neuanfang seines Landes wurde.



"Meine einzige Schule war das Leben"



"Ich bin erst seit zwei Monaten Präsident", sagte er bei einer Rede im US-Kongress, "und bin durch keine Präsidentenschule gegangen. Meine einzige Schule war das Leben." Dieses Leben hatte es ihm bis dahin nicht gerade leicht gemacht. Wegen seiner bürgerlichen Herkunft durfte er zunächst nicht studieren. Er war Hilfsarbeiter am Theater, schrieb seine ersten Stücke und wurde zum Regimekritiker, 1968, als die Warschauer Pakt-Truppen in Prag einmarschierten und 1977 als einer der Gründer der Demokratie-Bewegung Charta 77.



Bildunterschrift:

Ein Treppenwitz der Geschichte: Havel selbst war es, der im Juli 1991 in Prag das Ende des Warschauer Pakts besiegelte. Seine Sternstunde als Präsident, sagte er selbst. "Dieser Moment, wo ich auf dem letzten Gipfel des Warschauer Paktes in Prag war. Ich teilte mit, dass dieser Pakt sich selbst überlebt hat. Mit diesem Moment endete tatsächlich die bipolare scharfe Teilung der Welt in Interessenssphären."



Havel verurteilte früh die Vertreibung der Sudentendeutschen



Havel war auch ein Mann der Aussöhnung. Er war es, der erstmals die Vertreibung der Sudetendeutschen verurteilte. "Das war keine Strafe, sondern Rache. Darüber hinaus haben wir sie nicht auf Grund einer nachgewiesenen Schuld des Einzelnen hinausgejagt, sondern nur als Angehörige eines bestimmten Volkes. Und so, in der Annahme, dass wir der historischen Gerechtigkeit den Weg ebnen, haben wir vielen unschuldigen Menschen, besonders Frauen und Kindern, Leid zugefügt."



Vom tschechoslowakischen zum tschechischen Präsidenten



Doch Havels Präsidentschaft kannte auch bittere Stunden: "Wir haben genug von Havel!", riefen im Sommer 1992 slowakische Nationalisten und bewarfen ihn mit rohen Eiern. Nur wenig später trat Havel als tschechoslowakischer Präsident zurück. "Liebe Mitbürger. Heute in den Mittagsstunden hat Kanzler Karel Schwarzenberg der föderalen Versammlung meinen Brief übermittelt, in dem ich mitteile, dass ich am 20. Juli 1992 um 18 Uhr von meinem Amt des Präsidenten der CSFR zurücktrete. Ich wünsche Ihnen Glück, Gesundheit und feste Hoffnung in die Zukunft. Auf Wiedersehen." So verabschiedete sich Havel aus seinem Amt.



Die Tschechoslowakei wurde geteilt, 1993 wurde Havel erster Präsident der Tschechischen Republik - und blieb es zehn Jahre lang - trotz schwerer Krankheiten. Ein kritischer, unbequemer Präsident, ein Moralist, der sein Land Richtung Westen führte, der diesen Westen aber gleichzeitig auch kritisierte. "Die eine globale Zivilisation, die heute die ganze Welt einhüllt, die sie zu den gleichen Produkten zwingt, zu den gleichen Gewohnheiten, zu den gleichen Verhaltensmustern und Kommunikationsformen - dies alles bringt uns zwar näher zusammen, provoziert aber zugleich Gegenreaktionen in Form von wachsendem Nationalismus, Fundamentalismus oder Fanatismus - ethnisch, religiös, sozial oder ideologisch", war Havel überzeugt.



Ein Leben ohne Politik - unmöglich?



Anfang 2003 endete Havels letzte Amtszeit. Einen Ruhestand aber kannte er auch dann nicht. Er setzte sich für Menschenrechte ein, dort wo sie durchgesetzt werden sollten - oder zumindest dort, wo manche glaubten, sie durchsetzen zu müssen, im Irak zum Beispiel. Irritierend vor allem im Westen Europas, wo das Bild vom "guten Menschen aus Prag" dadurch ins Wanken kam.



Doch Havel wurde auch wieder kreativ, er schrieb ein Buch über seine Präsidentschaft und - der große Traum des Dramatikers - auch noch einmal ein Theaterstück. "Odcházeni" - "Der Abgang", hieß es und wurde 2008 mit großem Erfolg aufgeführt. Ein Stück über einen Ex-Politiker, der ohne die Politik verrückt wird. Nein, betonte Václav Havel in seinen letzten Monaten immer wieder: Das habe nichts Autobiographisches.



Autor: Peter Hornung

Redaktion: Julia Elvers-Guyot

fuente: Deutsche Welle, http://www.dw-world.de/dw/article/0,,15610782,00.html

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