USA: Frustriert im Zwangsurlaub

USA: 

Frustriert im Zwangsurlaub

Sechs Tage lang hatten die vielbeschäftigten US-Regierungsangestellten viel Freizeit - dank des "Gouvernment Shutdown". Glücklich darüber waren die wenigsten. Jetzt dürfen einige wieder an die Arbeit.


Jeffrey Dutton ist einer der mehr als 800.000 zwangsbeurlaubten Regierungsangestellten. Ich treffe ihn am Vormittag draußen vor einem Kaffeehaus nahe dem Regierungsviertel. Sonst trägt er zu dieser Tageszeit Anzug und Krawatte, heute sind es Shorts und T-Shirt. "Ich versuche es positiv zu sehen", sagt er und ist entschlossen, das Beste daraus zu machen: "In den letzen zwei Tagen war ich drei Mal beim Yoga, zusätzlich zu meinem Lauftraining."
Yogakurs statt Regierungsarbeit
Auch wenn das Wetter in Washington gegenwärtig strahlender nicht sein könnte, so richtig genießen kann es Dutton nicht. "Wir haben Augustwetter im Oktober. Das ist wunderbar! Aber es gibt auch Augenblicke, in denen ich frustriert bin. Ich sehe viele Leute, die ihrer Arbeit nachgehen. Mein Tagesablauf ist völlig anders und das habe ich mir nicht ausgesucht."
Jeffrey Dutton ist Anfang 40 und arbeitet als stellvertretender Abteilungsleiter im amerikanischen Handelsministerium. Er ist zuständig für internationale Handelsbeziehungen. Sein Schwerpunktland ist China. Doch das Reich der Mitte muss sich gedulden, genauso wie die Unterhändler der Europäischen Union in Brüssel, die ihre amerikanischen Gesprächspartner nun vergeblich zur zweiten Runde der Verhandlungen über einen gemeinsamen transatlantischen Wirtschaftsraum erwarten.
Ministerien ohne Mitarbeiter
Denn es hagelt gerade Absagen aus Washington. Die Minister sind ohne ihre Mitarbeiter nicht arbeitsfähig. Auch die Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds in der amerikanischen Hauptstadt nächste Woche ist betroffen.
Das alles wurmt Dutton, denn er findet, dass er und seine Kollegen hart arbeiten und dass ihre Arbeit wichtig für das Wohlergehen ihres Landes ist. Da trifft es einen schon, wenn man vom Chef als "non essential", als entbehrlich eingestuft und zwangsweise in den Urlaub geschickt wird, trennt es einen doch von jenen im Ministerium, die bleiben dürfen. "Es ist wirklich unfair für uns alle, die wir beurlaubt sind. Wir sind sozusagen der Kollateralschaden des kindischen Verhaltens der Republikaner und Demokraten im Kongress."
Nur wenige der rund 800.000 betroffenen Staatsdiener protestieren gegen ihre Zwangsbeurlaubung. Die "Washington Post" veröffentliche unter der Überschrift "Ein Schlag ins Gesicht" ein Bild, das nur eine Handvoll Demonstranten zeigt. Das mag für Europäer schwer nachvollziehbar sein. Dutton erklärt, viele demonstrierten nur deswegen nicht, weil ihnen dadurch ihre Situation noch auswegloser erscheinen würde.
Finanzielle Unsicherheit
Wenige Meilen entfernt vom Regierungsviertel spreche ich John Sikking auf der Straße an. Nahe der Washington National Cathedral, deren Türme machtvoll am höchsten Punkt der Stadt emporragen, fährt er seine Tochter im Kinderwagen spazieren. Und richtig, Sikking ist auch vom teilweisen Regierungs-Shutdown betroffen. Er ist nicht Staatsdiener, sondern sogenannter "Federal Contractor" und arbeitet mit seiner Firma im Auftrag von Regierungsagenturen.
Da diese Regierungsstellen zurzeit lahmgelegt sind, bekommt auch er keine Aufträge. Viele seiner Kollegen und Wettbewerber hätten Angst, sagt Sikking. Sie wüssten nicht, wie lange sie finanziell durchhalten können. Er glaubt, dass die Regierung noch einige Wochen arbeitsunfähig bleibt. Fürs Erste hat er sich darauf eingerichtet, auch wenn Hypotheken und die täglichen Lebenshaltungskosten zu einer immer drückenderen Last werden, je länger die Blockade im Kongress anhält. "Ich habe es geschafft, mich gut zu beschäftigen während des Tages. Meine Frau ist glücklicherweise nicht bei der Regierung angestellt. Also kümmere ich mich um die Kinder, wenn sie nicht zu Hause ist, und ich kümmere mich auch um den Haushalt."
Ungewohnte Atmosphäre
Die amerikanische Hauptstadt, sonst von quirligem Leben erfüllt, wirkt nun doch viel ruhiger. Die Metro fährt mit leeren Zügen, viele Museen und Parks sind geschlossen und eigentlich sind auch die Kriegsdenkmäler auf der National Mall unzugänglich. Doch das war nicht lange durchzuhalten. Gleich am Tag nach dem Shutdown machten Bilder von Veteranen die Runde, die in ihren Rollstühlen an Absperrungen vorbei hin zu den Monumenten geschoben wurden.

Die Atmosphäre in der Stadt habe sich geändert, bedauert Sikking. "Es wirkt mehr wie ein Ferienwochenende als wie eine Arbeitswoche. Das hat auch Auswirkungen auf das Geschäftsleben. Viele Regierungsangestellte sparen, sie bleiben zu Hause in den Vororten. Sie kommen nicht in die City, um essen zu gehen oder sich auf einen Drink zu treffen."
"Wein spendet Trost"
Ob dafür mehr Alkohol im Laden gekauft wird, möchte ich in einem der "Liquor Stores" wissen. Doch dort läuft erst einmal alles wie immer, sagt man mir. Allerdings könnte sich das auf längere Sicht ändern, gibt Dan Haas, ein Washingtoner Weinhändler, zu bedenken, ohne sich nach außen hin Schadenfreude anmerken zu lassen. "Wein macht glücklich und spendet Trost. Wenn die Leute unglücklich sind, nicht arbeiten und kein Geld haben, dann ist das sicherlich gut für das Geschäft."
Beschäftigte des US-Verteidigungsministeriums werden den Laden in den nächsten Tagen dann wohl eher nicht stürmen. Ein Großteil der beurlaubten zivilen Pentagon-Mitarbeiter soll ab Montag (07.10.2013) wieder arbeiten, wie Minister Chuck Hagel am Wochenende mitteilte.


fuente: Deutsche Welle, http://www.dw.de/frustriert-im-zwangsurlaub/a-17136690

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