Gewerkschaften: Wenn Wenige alles lahmlegen

Rund 200 Beschäftigte bringen Deutschlands Tor zur Welt fast zum Stillstand. Seit Mitte Februar beeinträchtigen Vorfeldbeschäftigte des Frankfurter Flughafens den Flugbetrieb. Wie kann das sein?




Normalerweise sind sie Verkehrsdisponent, Vorfeldlotse oder Flugzeug-Einweiser. Doch zurzeit arbeiten sie gar nicht, denn sie wollen ein höheres Einkommen und bessere Rahmenbedingungen für ihre Jobs. Die Vorfeldbeschäftigten des Frankfurter Flughafens haben die Arbeit niedergelegt.



Zusammen zählen sie zwar nur rund 200 Personen, aber dennoch stellen sie den Frankfurter Airport damit vor ein massives Problem. Schon seit Mitte Februar fallen durchschnittlich jeden Tag 200 Flüge aus. Das betrifft ungefähr 15 Prozent des täglichen Flugaufkommens am größten deutschen Luftfahrt-Drehkreuz.



Solidarisch im Streik









Passagiere bangen um ihre Flüge, Außenstehende schütteln den Kopf. Wie kann es sein, dass so wenige es schaffen, den größten deutschen Verkehrsflughafen fast lahmzulegen? Zudem verschärft die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) den Ton: Die Lotsen im Tower wurden aufgerufen, ebenfalls in den Streik zu treten, um ihre Solidarität mit den Vorfeldbeschäftigten bekunden. Somit soll der Druck auf die Flughafengesellschaft Fraport massiv erhöht werden.









Wer am Flughafen wofür streikt (28.02.2012)

Das Streikrecht habe jede Gewerkschaft, "egal, wie groß sie ist", erklärt Heiner Dribbusch von der Hans-Böckler-Stiftung. Und der Erfolg eines Streiks hänge eher davon ab, welche Schlüsselposition im Produktionsbetrieb die in der Gewerkschaft organisierten Beschäftigten haben.



Gepäckarbeiter legten Heathrow lahm



Dribbusch vergleicht die derzeitige Situation in Frankfurt mit jener am Londoner Flughafen Heathrow vor einigen Jahren, als die Beschäftigten bei der Gepäckabgabe die Arbeit nieder gelegt hatten - und für 24 Stunden gar nichts mehr ging. Auch damals rieben sich die Fluggäste die Augen, wie so etwas denn sein könne. "Die Gepäckabfertiger sind ja auch keine Spezialisten, aber die haben eine Schlüsselposition. Wenn eben keine Flugzeuge mehr be- und entladen werden, dann können sie auch nicht mehr starten", begründet Dribbusch.









Bei Streiks haben viele in Deutschland sofort die großen Gewerkschaften ver.di oder die IG Metall mit ihren über zwei Millionen Mitgliedern im Sinn. Doch daneben gibt es noch einige kleine Berufsgruppengewerkschaften, wie die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GdL). Große Gewerkschaften haben gesellschaftlich und politisch viel Einfluss, den sie auch bei öffentlichen Debatten einbringen - etwa um den Mindestlohn. Um politische Wirkung geht es den kleineren Gewerkschaften aber nicht. "Sie grenzen sich von den großen Gewerkschaften gezielt ab, damit sie ihre Ziele besser durchsetzen können und dadurch eigene Macht erlangen", erklärt Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln.



Wenn das Unternehmen nicht mehr handeln kann



Das Thema Macht und Übermacht der Gewerkschaften spielt auch bei der sogenannten Verhandlungsparität eine Rolle. Gewerkschaften können durch ihre Streikmacht in den Verhandlungen mit dem Arbeitgeber so viel Druck auf das Unternehmen erzeugen, dass der Arbeitgeber letztlich einwilligen muss. "Und dann muss er Dingen zustimmen, die er eigentlich nicht vertreten kann", sagt Lesch. Diese Machtverschiebung stört die Verhandlungsparität. Für Außenstehende sei das aber schwer nachzuvollziehen, sagt Lesch: "Das müsste ein Gericht entscheiden." Dass die Lotsen eine große Macht haben, verstehe sich von selbst.









Dass die Auswirkungen des Streiks in Frankfurt Aufregung nach sich ziehen, hängt auch damit zusammen, dass sie sichtbare Effekte auf das alltägliche Leben haben. "Wenn die Straßenbahnfahrer ihre Arbeit niederlegen und die Straßenbahnen deshalb nicht fahren, dann merkt das jeder. Befinden sich aber die Stahlarbeiter im Ausstand, dann fällt der Öffentlichkeit nicht auf, dass weniger Stahl produziert wird", so Dribbusch.



Ausgang offen



Bisher waren durch den Arbeitskampf vor allem Kurzstreckenflüge innerhalb Deutschlands und Europas von der Arbeitsniederlegung betroffen, während Langstreckenflüge verschont blieben. Der Betreiber Fraport versuchte mit einer Schar von "Management-Lotsen" den Schaden des Streiks einigermaßen in Grenzen zu halten.



Während Dribbusch den Ausgang der Situation in Frankfurt für "völlig offen" hält, hängt nach Leschs Meinung viel vom angedrohten Solidarstreik ab. Würde dieser kommen, könnte der Druck auf den Arbeitgeber so groß werden, dass es dann schneller zu einer Einigung kommt. Generell zeigt er sich aber optimistisch: "Bisher ist noch jeder Tarifkonflikt gelöst worden."



Autor: Arne Lichtenberg

Redaktion: Johanna Schmeller

fuente: Deutsche Welle, http://www.dw.de/dw/article/0,,15773790,00.html

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