Christine Lagarde ist neue IWF-Chefin

IWF | 28.06.2011 .Christine Lagarde ist neue IWF-Chefin

Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde ist die neue Direktorin des Internationalen Währungsfonds. Für sie ein Grund zur Freude, wenn da nicht noch eine politische Altlast wäre.

Sie war die erste Frau, die das Wirtschaftsministerium in Paris lenkt, die erste Wirtschaftsministerin in der Runde der G8-Staaten und nun ist sie die erste Frau an der Spitze des Internationalen Währungsfonds. Das entschied der Verwaltungsrat der in Washington ansässigen Institution am Dienstag (28.06.2011). Lagarde folgt ihrem Landsmann Dominique Strauss-Kahn. Dieser wird verdächtigt, ein Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel sexuell attackiert zu haben. Auf ihn kommt ein Gerichtsverfahren wegen versuchter Vergewaltigung zu.

Bislang war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Posten von einem Europäer besetzt wird. Als Kandidatin der Europäer hatte Lagarde nicht nur Unterstützung vom alten Kontinent, sondern auch von Seiten der OECD. Um für sich zu werben, war die französische Finanzministerin in den vergangenen Wochen rund um den Globus gereist. Mit ihrer Zusage, sich dafür einzusetzen, dass die Entwicklungsländer beim IWF künftig besser vertreten sein würden und mehr Stimmrechte erhielten, konnte sie neben den Afrikanern auch wichtige Schwellenländer wie Indien und China auf ihre Seite bringen. Auch Russland hatte seine Unterstützung signalisiert. Kurz vor der Wahl gab es dann ebenfalls Zustimmung von US-Finanzminister Timothy Geithner.

Zusammen mit den europäischen Ländern halten die Amerikaner mehr als die Hälfte der IWF-Stimmrechte, womit sie genügend Macht haben, über die Führung des Fonds zu entscheiden. Als sich schließlich auch noch Brasilien hinter Lagarde stellte, war die Entscheidung für Lagarde und gegen den mexikanischen Notenbankchef Agustin Cartens - er war der einzige Kontrahent – praktisch schon gefallen.



Auf internationalem Parkett zu Hause

Christine Lagarde ist den Amerikanern sicher keine unwillkommene Kandidatin, hat sie doch enge Bindungen an die USA. So hat die Französin einen Collegeabschluss in Washington gemacht und sammelte politische Erfahrungen als Praktikantin bei dem republikanischen Abgeordneten William S. Cohen, der später Verteidigungsminister unter Bill Clinton wurde. Danach kehrte sie nach Frankreich zurück, studierte Jura und Englisch und startete anschließend ihre berufliche Laufbahn als Anwältin in Paris bei der amerikanischen Anwaltsfirma Baker und McKenzie. Nach 18 Jahren kehrte sie in die USA zurück, um als Geschäftsführerin der Baker- und-McKenzie-Zentrale in Chicago zu arbeiten. 2005 überredete der frühere französische Regierungschef Jean-Pierre Raffarin sie zur Rückkehr nach Frankreich und zum Einstieg in die Politik.


Aus den USA mitgebracht hat sie ihre pragmatische, angelsächsische und teamorientierte Art, Probleme anzugehen. Zu Anfang wurde sie dafür von den Franzosen als ungeschickt und als Politikerin ohne Fingerspitzengefühl belächelt. Aufsehen erregte sie beispielsweise, als sie den Franzosen ein rigoroses Sparprogramm ankündigte - waren die doch bislang die fürsorgliche Hand des Staates gewohnt. Als ihre Landsleute dann noch über die hohen Benzinpreise klagten, riet sie ihnen pragmatisch, doch aufs Fahrrad umzusteigen. Auch später scheute Lagarde sich nicht, bei anderen anzuecken. Trotzdem überzeugte ihre direkte Art am Ende nicht nur ihre Landsleute. Eines ihrer größten Verdienste war es sicherlich, dass sie dazu beigetragen hat, dass in der Finanzkrise 2009 der 750-Milliarden-Euro Rettungsfonds auf die Beine gestellt wurde und dass den Hedge Fonds Zügel angelegt wurden. Von der "Financial Times" wurde sie daraufhin zur "Finanzministerin des Jahres" gekürt.

Eine Liberale mit sozialem Einschlag

Wirtschaftspolitisch verfolgt Lagarde einen ähnlichen Kurs wie Strauss-Kahn: Pro Marktwirtschaft, pro Globalisierung, aber es muss klare Spielregeln geben. Und sie möchte, wie der französische Präsident Nicolas Sarkozy, dass der IWF zu einer Art Weltwirtschaftsregierung ausgebaut wird. Dafür könnten ihr die guten Kontakte in der internationalen Wirtschafts- und Finanzwelt, die sie während ihrer bisherigen Arbeit gesammelt hat, sehr von Nutzen sein.

Stets braun gebrannt, ein elegantes Kostüm und ein distinguiertes Lächeln - die weltgewandte gepflegte Lagarde strahlt Optimismus aus. In einer Männerwelt musste sich sie sich als älteste Schwester von drei Brüdern schon früh durchsetzen. Sie kann aber auch Teamplay und schaffte es als Synchronschwimmerin bis in die französische Nationalmannschaft. Ihr Vater, ein Englisch-Professor, stirbt früh - Lagarde war gerade 17 Jahre alt. Auch ihr späteres Familienleben verlief nicht ganz reibungslos. Zweimal hat Christine Lagarde geheiratet und sich wieder scheiden lassen. Heute ist sie Mutter zweier Söhne und mit dem Marseiller Geschäftsmann Eachran Gilmour liiert.

Stolperfalle aus der Vergangenheit

Ihre berufliche Vergangenheit gilt als makellos - bis auf einen Fall, der ihr beim neuen Job in Washington noch Schwierigkeiten machen könnte: Als Ministerin hatte Lagarde 2007 entschieden, dass ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen dem Skandalunternehmer Bernard Tapie und der ehemals staatlichen Bank Crédit Lyonnais um den Verkauf des deutschen Sportartikelherstellers Adidas nicht den normalen Rechtsweg gehen, sondern durch ein Schiedsurteil beigelegt werden sollte. Der Unternehmer bekam daraufhin eine staatliche Entschädigung in Höhe von 285 Millionen Euro.

In Folge steht Lagarde im Verdacht, sie könnte ihr Amt ausgenutzt haben, um Tapie die Millionensumme aus Steuergeldern zukommen zu lassen. Allerdings verweisen mehrere Oppositionspolitiker darauf, dass die Ministerin auf Anweisung von Präsident Sarkozy gehandelt habe, der mit Tapie befreundet ist.

Die französische Justiz will erst am 8. Juli entscheiden, ob gegen Lagarde Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs eingeleitet werden.

Autor: Insa Wrede / Henrik Böhme
Redaktion: Rolf Wenkel


fuente: http://www.dw-world.de/ 

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