Banken fürchten griechischen Schuldenschnitt






Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Noch immer verhandelt die Regierung in Athen mit Bankenvertretern über die Konditionen für einen Schuldenschnitt. Kommt es nicht zu einer Einigung, droht die Staatspleite - mit unabsehbaren Folgen für ganz Europa.



Die Summe dürfte selbst für Topverdiener wie den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, beeindruckend sein: 103 Milliarden Euro. Auf so viel Geld sollen die privaten Gläubiger - also Banken und Hedgefonds - verzichten, um das Land vor der Pleite zu bewahren. Ackermann, dessen Jahresgehalt zuletzt bei immerhin 8,8 Millionen Euro lag, ist Vorsitzender des Internationalen Bankenverbands (IIF).



Der IIF ringt mit der Regierung in Athen um einen Schuldenschnitt. Die Gläubiger sollen auf rund die Hälfte ihrer Forderungen verzichten. Dafür sollen sie die Garantie erhalten, dass die andere Hälfte auf jeden Fall zurückgezahlt wird. Dabei ist allerdings strittig zu welchem Zinssatz. Die Banken forderten bis zu 4,6 Prozent, die Politik will bei unter drei bleiben. Bei einer angestrebten Laufzeit der Kredite von 30 Jahren macht dies einen erheblichen Unterschied.



Warnung vor Spätfolgen



Eine Lösung ist vorerst nicht in Sicht. Der Verhandlungsführer des Bankenverbands, Charles Dallara, sei aus Athen abgereist, die Gespräche würden am Wochenende telefonisch fortgeführt, meldeten die Nachrichtenagenturen am Samstag (21.01.2012). Zuvor hatte Deutsche-Bank-Chef Ackermann noch einmal das Krisenmanagement der Politik kritisiert: "Die Erwartung war, dass Staatsanleihen zu 100 Prozent zurückgezahlt werden. Dieses Prinzip wurde verletzt, und zwar entgegen allen Aussagen, die zuvor gemacht worden waren", sagte Ackermann der Deutschen Presse Agentur und warnte vor den Spätfolgen eines möglichen Schuldenschnitts. "Dafür werden wir einen hohen Preis zahlen."



Kommt es nicht zu einer Einigung, bliebe der Politik auch noch die Möglichkeit, einen Schuldenschnitt einseitig zu beschließen. Dann griffen auch die so genannten Kreditausfallversicherungen für die griechischen Anleihen. Davor schrecken die Mitgliedsländer der Europäischen Union allerdings nach Einschätzung von Experten zurück. "Dadurch würden einige Hedgefonds, die auf die Pleite gewettet haben, große Gewinne einfahren, das möchte die Politik auf jeden Fall vermeiden", erläutert Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim, das Problem.



Drohende Staatspleite im März



Ein Schuldenschnitt ist Voraussetzung für die Zahlung weiterer Hilfsgelder aus dem europäischen Rettungsfonds für Griechenland in Höhe von 130 Milliarden Euro. Solange aber nicht geklärt ist, ob die Banken auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten, wollen sich die Euro-Staaten nicht auf weitere Zahlungen festlegen. Eigentlich hatten die Finanzminister der EU-Mitgliedsstaaten gehofft, dass schon am kommenden Montag eine Einigung vorliegen würde. Dann hätten sie bei ihrem Treffen in Brüssel über das weitere Vorgehen beraten können. Die Zeit drängt: Sollte Griechenland bis Mitte März kein zusätzliches Geld von EU und Internationalem Währungsfonds erhalten, wäre das Land zahlungsunfähig.



Dabei gehen Experten davon aus, dass dies de facto längst der Fall ist. "Griechenland ist pleite", sagt Finanzwissenschaftler Burghof: "Die Frage ist jetzt nur noch, wann die Politik es endlich aufgibt, diese Tatsache durch immer mehr Transferzahlungen zu verdecken." Ähnlich sieht es auch sein Kollege Clemens Fuest vom Finanzwissenschaftlichen Institut der Universität Köln. "Die Berechnungen für das Hilfsprogramm der EU gehen davon aus, dass Griechenland im Jahr 2020 eine Schuldenquote von 120 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts haben wird. Aus diesem Grund nehme ich an, dass es auf jeden Fall noch einen weiteren Schuldenerlass geben muss", sagte Fuest im Bayerischen Rundfunk.



Ordentliche Gewinne für die Banken



Deutliche Kritik übt Hans-Peter Burghof an der Verhandlungstaktik der Finanzinstitute gegenüber der griechischen Regierung. "Die Banken setzen darauf, dass die Europäer aus Angst, dass die Turbulenzen am Kapitalmarkt zu groß werden, noch mehr öffentliches Geld einsetzen. Dabei ist es gar nicht einzusehen, weil es nun mal das Risiko der Investoren ist, dass so etwas auch mal schief gehen kann." Den von den Banken geforderten Zinssatz von bis zu 4,6 Prozent hält der Finanzwissenschaftler für viel zu hoch. "Da sind zum Teil ordentliche Gewinne drin", so Burghofs Warnung an die Politik, sich auf eine solche Abmachung einzulassen.



Der Internationale Bankenverband erklärte unterdessen, man werde auf jeden Fall weiter verhandeln, um den "historischen Deal" eines freiwilligen Schuldenschnitts zu einem Ende zu bringen und den Euroraum zu stabilisieren. Persönlich kann dem Verbandsvorsitzenden, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, das Ergebnis des Deals freilich ziemlich egal sein: Der 63Jährige wird im Mai seinen Vorstandsposten räumen.



Autorin: Friederike Schulz

Redaktion: Arnd Riekmann





fuente. Deutsche Welle, http://www.dw-world.de/dw/article/0,,15682328,00.html

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