Landwirtschaft . Grüne Woche zwischen Genuss und Skandal

Landwirtschaft . Grüne Woche zwischen Genuss und Skandal



Weltagrargipfel und Publikumsmagnet: das ist die weltgrößte Messe für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau, die Grüne Woche in Berlin. In diesem Jahr wird sie vom Dioxin-Skandal überschattet.



Da sind zum einen mehr als 1600 Aussteller aus aller Welt, die zehn Tage (21.-30.01.2011) lang vom Antilopenspieß bis zum warm geräucherten Saibling alle nur erdenklichen kulinarischen Genüsse präsentieren. Zum anderen geht es auf der Grünen Woche aber auch um Politik. Die Agrarminister aus 50 Ländern tagen, flankiert von rund 300 Konferenzen und Fachpodien. Gesprächsthema Nummer eins ist in diesem Jahr die Lebensmittelsicherheit. Der Dioxin-Skandal ist auf der Grünen Woche allgegenwärtig.







Um Schadensbegrenzung bemüht







Entspannt soll es auf der Grünen Woche zugehen, entspannt und fröhlich – so ist es gut für das Geschäft. Die Messe will ein Stück heile Welt zeigen, Bauern und Lebensmittelproduzenten präsentieren sich von ihrer besten Seite. Eier, die Dioxin enthalten, Hühner und Schweine, die vorsorglich getötet werden, weil ihr Fleisch mit der giftigen Chemikalie verseucht sein könnte, passen nicht in dieses Bild. Und so bemüht sich Gerd Sonnleitner, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, bereits vorsorglich um Schadensbegrenzung: "Ich hoffe, dass niemand sich die Freude und den Genuss am Essen und Trinken verderben lässt."







Für den Bauernpräsidenten und den Vorsitzenden der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Jürgen Abraham, hätte das Jahr 2011 nicht schlechter beginnen können. Der Dioxin-Skandal verdirbt den Verbrauchern den Appetit und der deutschen Agrar- und Ernährungsindustrie das Geschäft. Länder wie China, Russland und Südkorea haben ihre Einfuhren aus Deutschland gestoppt.







Die ganze Branche leidet







Der Bauernpräsident beziffert allein den Schaden für die von Betriebssperrungen und anderen Maßnahmen betroffenen Bauern auf rund 100 Millionen Euro. Hinzu komme der Preisverfall bei Eiern und Schweinefleisch. Sonnleitner ist wütend: "Nur weil einige Menschen kriminell gehandelt haben, wird jetzt die ganze Landwirtschaft, die ganze Branche verteufelt", wettert er, "…und das von uns mit großen Mühen aufgebaute Vertrauen in unsere Produkte ist aufs Spiel gesetzt worden." Die Erzeugerpreise, so Sonnleitner, hätten geradezu einen Sturzflug nach unten gemacht – wie seit langem nicht mehr.







In den Supermärkten bleiben Eier und Schweinefleisch aus konventioneller Haltung in den Regalen liegen. Die Bioprodukte sind hingegen regelmäßig ausverkauft. Als Profiteure des Dioxinskandals wollen sich die Biobauern allerdings nicht verstanden wissen, wie Thomas Dosch, Präsident des Anbauverbandes Bioland, betont. In Skandal-Zeiten sei die Nachfrage immer größer, so Dosch. Aber: "Es ist nicht so, dass man diese Nachfrage entsprechend bedienen könnte. Ein Huhn legt am Tag nur ein Ei und nicht abends noch eins. Und so schnell vermehren sich die Hühner auch nicht, dass man mehr Eier ins Regal legen könnte."







Bioprodukte gefragter denn je







Deutschland hat den größten Bio-Markt in Europa, der Umsatz wächst stetig. Die deutschen Ökobauern können die Nachfrage allerdings schon lange nicht mehr alleine bedienen, mehr und mehr Biolebensmittel werden aus dem Ausland importiert. Obwohl Bio im Trend liegt, scheuen konventionell wirtschaftende Bauern die Umstellung, seit 2005 die staatliche finanzielle Förderung für den ökologischen Landbau abgesenkt wurde. Auf der anderen Seite gibt es auch immer noch genug Konsumenten, die konventionell produzierte Lebensmittel vorziehen.







Für 51 Prozent der Deutschen bleibt der Preis nach wie vor das wichtigste Einkaufskriterium. Jürgen Abraham, Präsident der deutschen Ernährungsindustrie, geht allerdings davon aus, dass die Lebensmittelpreise in diesem Jahr auf breiter Front steigen werden. Allein schon deshalb, so Abraham, weil die Rohstoffpreise durchschnittlich um 40 Prozent gestiegen seien.







Solche Preissteigerungen können die knapp 6000 Unternehmen in der Ernährungsindustrie nicht mehr kompensieren, denn schon jetzt gehören ihre Gewinnspannen angesichts extremer Niedrigpreise bei den Lebensmitteldiscountern zu den niedrigsten in Europa. Einen Zusammenhang zwischen dem Preisdruck und Skandalen wie dem dioxinverseuchtem Futter weist Abraham aber von sich. Hier gehe es nicht um einen Fehler im System, sondern um kriminelles Handeln Einzelner.







Autorin: Sabine Kinkartz



Redaktion: Monika Lohmüller





fuente: http://www.dw-world.de/ 

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