Finanzkrise :Hilfe für Griechenland soll erhöht werden

Nach Worten von Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin wollen die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds (IWF) das Rettungspaket für Griechenland von 45 Milliarden auf 100 bis 120 Milliarden Euro aufstocken. Das Paket soll drei Jahre laufen, berichtete Trittin am Mittwoch (28.4.2010) nach einem Treffen mit IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet. Griechenland solle de facto für drei Jahre vom Finanzmarkt genommen werden, so Trittin.

Den Angaben von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle zufolge hat das Griechenland-Hilfspaket sogar ein Volumen von 135 Milliarden Euro in drei Jahren. Die jährliche Belastung für Deutschland liege aktuell bei 8,4 Milliarden Euro, die Risiken könnten aber weit größer sein, sagte Brüderle am Mittwoch während einer Brasilien-Reise in Sao Paulo. "Ich kann nicht ausschließen, dass es ein höherer Betrag wird."

Die Bundesregierung beriet unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel in Berlin über das weitere Vorgehen in der Griechenland-Krise. Anschließend traf sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit Trichet und Strauss-Kahn. Zu den Gesprächen waren auch die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen eingeladen.

Merkel: Es geht um Stabilität der Euro-Zone


Bundeskanzlerin Merkel forderte, dass die Verhandlungen über ein Hilfspaket für Griechenland schnellstmöglich zum Abschluss gebracht werden sollten. "Wenn das Programm steht, wird sich Deutschland der Verantwortung nicht entziehen", sagte Merkel. Es gehe um die Stabilität der Euro-Zone insgesamt. Griechenland müsse das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen. Die Bundesregierung will das Gesetz zur Griechenland-Hilfe am kommenden Montag beschließen.

Bundestag zu rascher Freigabe der Hilfen aufgefordert

EZB und IWF hatten den Bundestag eindringlich zur raschen Freigabe der Griechenland-Hilfen aufgefordert. Das Vertrauen der Euro-Zone stehe auf dem Spiel, sagte Strauss-Kahn. Zuvor hatte es bereits Kritik aus dem EU-Parlament an der Bundesregierung gegeben. Die Sozialisten im EU-Parlament warfen Merkel vor, mit ihrer zögerlichen Haltung die schwächere Bewertung Griechenlands verursacht zu haben. "Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit auf Ramsch-Status ist eine Anklage gegen Angela Merkels Politik der Ausflüchte", sagte Parteichef Poul Nyrup Rasmussen.

Ungeachtet entsprechender Forderungen aus allen Fraktionen des deutschen Bundestags lehnt die Regierung eine Beteiligung von Banken an den Griechenland-Hilfen weiter ab. Kanzlerin Angela Merkel teile die Position von Finanzminister Wolfgang Schäuble, dass bei diesem Paket nicht alle beteiligt werden sollten, sagte eine Regierungssprecherin.

Das Finanzministerium widersprach außerdem Befürchtungen, Portugal oder Spanien könnten in ähnliche Notlagen wie Griechenland geraten. Die beiden Länder seien in keiner vergleichbaren Situation, sagte eine Ministeriumssprecherin.

Athener Leitindex stoppt Talfahrt

Um weitere Schläge für das griechische Finanzsystem zu verhindern, hat die griechische Börsenaufsicht am Mittwoch so genannte Leerverkäufe an der Athener Börse vorübergehend untersagt. Diese Art von Finanzgeschäften werde für zwei Monate ausgesetzt und gelte für alle Aktien, die in Athen gehandelt würden, sagte ein Börsensprecher in der griechischen Hauptstadt.

Die Reaktion auf diese Entscheidung ließ nicht lange auf sich warten: Der Leitindex in Athen stoppte seine tagelange Talfahrt und stieg um 2,4 Prozent auf 1736 Zähler. Der lokale Bankenindex kletterte sogar um 5,8 Prozent. Das liege "zu 90 Prozent am Verbot der Leerverkäufe und zu zehn Prozent an der Erwartung, dass Griechenland am 19. Mai an der Staatspleite vorbeischrammt", sagte der Börsenanalyst Manos Hatzidakis. An dem Tag wird ein Milliardenkredit fällig.

Bei Leerverkäufen erzielt ein Spekulant dann einen Gewinn, wenn der Wert eines gehandelten Papiers innerhalb einer vereinbarten Zeitspanne sinkt. Nach dem Ausbruch der weltweiten Wirtschaftskrise waren Leerverkäufe stark in die Kritik geraten, weil diese Wetten auf einen Wertverlust zu Turbulenzen an den Märkten führen können.

Kreditwürdigkeit auf Ramsch-Status herabgestuft

Griechenlands Schuldenkrise erreichte zu Beginn dieser Woche ihren vorläufigen Höhepunkt. Am Dienstag gab die Regierung in Athen erstmals öffentlich zu, dass sie auf dem Kreditmarkt kein Geld mehr bekommt. Die Ratingagentur Standard & Poor's senkte die Kreditwürdigkeit des Landes zudem auf Ramsch-Status ab und löste dadurch Schockwellen an den weltweiten Börsen aus. Die griechische Regierung hofft nun auf einen finanzpolitischen Neustart - durch Notkredite der Euro-Länder und des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Angesichts der zugespitzten Finanzlage Griechenlands ermahnte die Europäische Kommission die Ratingagenturen, sie müssten ihre Arbeit "verantwortungsvoll erledigen". Die Sprecherin von Finanzregulierungskommissar Michel Barnier, Chantal Hughes, sagte am Mittwoch in Brüssel, die Kreditwürdigkeit Griechenlands müsse auf Basis des zugesagten Rettungspaketes und des Athener Konsolidierungsprogramms bewertet werden.

Griechenland appelliert an historische Verantwortung der EU

Der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou rief die Länder der Euro-Zone zu schneller Hilfe für sein Land auf. Europa und die Euro-Zone müssten in einer gemeinsamen Anstrengung verhindern, dass sich das "Feuer auf die europäische und die Weltwirtschaft ausbreitet", sagte Papandreou bei einer Kabinettssitzung in Athen.

Die Last dieser Verantwortung liege nicht nur auf Griechenland, auch Europa habe eine historische Verantwortung. Der Ministerpräsident versprach, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die griechischen Bürger vor den Folgen der Finanzkrise zu schützen und sein Land aus der schweren Krise zu führen.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, rtr, apn, afp)
Redaktion: Manfred Götzke


fuente. http://www.dw-world.de

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